ODER: DIE SACHE MIT INSTAGRAM

Authentizität und Individualismus – im momentanen Instagramstruggle undenkbar. Wieviel virtuelles Selbst-Sein können wir uns überhaupt erlauben, ohne Follower zu verlieren?

Quadratisch, praktisch, gut! Der Werbeslogan einer bekannten Schokoladenmarke könnte ebenfalls das derzeit erfolgreichste Social Media-Phänomen betiteln. Mittlerweile schleicht sich jedoch ein negativer Unterton in die ganze Geschichte: Von schwerwiegender Manipulation ist die Rede, Unternehmen sollen getäuscht und Followern heile Welt vorgegaukelt worden sein.

DER BETRUG
Neben dem virtuellen Moodboard Pinterest ist die bebilderte Plattform Instagram DAS visuell stärkste Medium weltweit. Musste früher Gesangstalent oder eine erfolgreiche Schauspielkarriere vorhanden sein, bringt man es inzwischen nur durch hohe Followerzahlen zu Weltruhm.
Und damit genau das passiert, sollen unzählige Instagram-Influencer nachgeholfen haben. Ob gekaufte Fake-Follower, Like-Bots oder Gewinnspiel-Gruppen: das Ziel ist immer das selbe. Mehr Follower, mehr Likes, mehr Reichweite. Und warum das Ganze?

INSTAGRAM ALS BUSINESS
Mit einem Instagramfoto verdienen manche Influencer zwischen 500€ und 15.000€. Bedenkt man die Häufigkeit der Postings, so häuft sich in kürzester Zeit eine beträchtliche Summe an. Ein äußerst lukratives Geschäft also.
Wem keine Kooperationen durch die Lappen gehen sollen, der schaut ganz unternehmerisch auf die Konkurrenz. Und wenn die zahlenmäßig an einem vorbei rast, kommt Panik auf. Schwupps, ist der Button zum Followerkauf gedrückt.
Ob man nun hauptsächlich Instagrammer ist oder das Medium zur Vermarktung des eigenen Blogs verwendet, die Fake-Strategien sind umstritten.

DER REALITY CHECK
Kein Follower will das Gefühl haben, veräppelt zu werden. Auch nicht diejenigen Unternehmen, die Unsummen für Kooperationen hinblättern und schlussendlich keine Verkäufe erzielen. Hier geht es wie in der Realität um vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen, die möglichst langfristig angelegt werden. Die entstehen nämlich auf einer ehrlichen Basis zu den Followern, denn unauthentischen Content riechen die sofort.
Müssen es also hunderttausende Follower sein, die nur ein leerer Account sind? Oder macht es nicht eher Sinn, die eigene Authentizität zu wahren und somit konzentrierte Zielgruppen zu generieren, die für Kooperationen mit Unternehmen viel zielführender und gewinnbringender sind?

BE INDIVIDUAL – BE YOU
„J’existe“ – ein Stickerspruch an der Ampel brachte die Kehrtwende. Klick, fotografiert. Mein Instagram-Feed erschien vor meinem geistigen Auge und ich entschied, dieses Motiv passt dort nicht hinein. Gedanklich mit Filtern überlagert war immer noch keine Integrationsmöglichkeit vorhanden. Und dann überkam mich der Gedanke: Ich bin mein eigener Instagram-Boss und kann posten, wonach mir ist. Diejenigen Follower, die es mögen, werden bleiben. Wenn die anderen gehen wollen, verringert sich vielleicht meine Followerzahl, aber der Authentizitätsgrad steigt ins Unermessliche und macht meinen Account viel wertvoller als einen komplett durchgestylten Feed.

Ich möchte mein Leben nicht nach einer Plattform ausrichten, nach der morgen vielleicht kein Hahn mehr kräht. Jedes Motiv auf Quadrattauglichkeit überprüfen, Stunden auf gegenseitiges Kommentieren verschwenden, mein Essen kalt genießen. Es geht darum, wieder Spaß an der Sache zu haben. Unabhängig davon, dass man sich zum Slaven eines virtuellen Bilderbuchs macht.

SWEATER // DRYKORN (HUSBAND’S OWN)
MANTEL // H&M (ALT)
HOSE // COS (ALT)
SCHUHE // NIKE (2ND HAND)
SHADES // MONKI (ALT)
TASCHE // H&M (ALT)

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